Ali Yildirim, Geschäftsführer der CoboCards GmbH ( www.cobocards.de ), stand uns freundlicherweise für dieses Interview zur Verfügung. Wir sprachen mit ihm über Unternehmensfinanzierung, Beteiligungen und Fremdkapitalbeschaffung.
Hallo Herr Yildirim, stellen Sie sich doch bitte kurz vor!
Hallo, ich bin Jahrgang 1978, Gründer der E-Learning Plattform CoboCards und seit Mitte 2010 deren geschäftsführender Gesellschafter. CoboCards ist aus einer Diplomarbeit in Aachen entstanden und ist seit Mitte 2008 nun auf dem Markt. Wir verfügen über ca. 68.000 Nutzer.
Wie haben Sie Ihr Unternehmen in der Gründungsphase finanziert?
Die ersten sechs Monate aus eigenen Mitteln. Später durch ein Exist-Stipendium in Höhe von ca. 100.000 €. Hinzu kam der Gewinn eines Businessplan-Wettbewerbs in Höhe von ca. 30.000 €. Ab Februar 2010 haben wir dann erstmals angefangen, eigene Umsätze zu erzielen. Ab dann haben wir uns dann nach dem Bootstrapping gerichtet und sind so stark gewachsen, wie es unser Umsatz zuließ.
Haben Sie sich bewusst für das Bootstrapping entschieden?
Eigentlich wurden wir vielmehr dazu „gezwungen“. Unser Bedarf an Kapital war nicht so hoch. Hinzu kam, dass E-Learning für Venture Capitalisten nicht so attraktiv war. Zumindest damals. Nach zwei fruchlosen Venture Capital Veranstaltungen haben wir uns dann bewusst entschieden, kein Beteiligungskapital mehr zu suchen. Und wir haben die Entscheidung auch nicht bereut.
Was sind denn aus Ihrer Sicht die Vor- und Nachteile des Bootstrapping?
Der Nachteil ist ganz klar der, dass sie nicht so schnell wachsen können, da einfach nicht so viel Kapital zur Verfügung steht. CoboCards ist ein saisonal abhängiges Projekt, d.h. in den Sommerferien lernen weniger. Ergo wird weniger Umsatz erzielt. Weniger Umsatz bedeutet weniger Investitionen in das Wachstum des Projekts.
Vorteil ist, dass sie keinen Venture Capitalisten im Nacken sitzen haben, der ständig Zahlen, Erfolge sehen will. Man kann in Ruhe und gesünder wachsen. Zudem mischt sich keiner in ihr Unternehmen durch die Einbindung externer Manager ein.
Gibt es andere Startups, die das Bootstrapping gewählt und erfolgreich damit waren?
Das Startup Yolk beispielsweise, das die Zeiterfassungs-App mite betreibt, ist so ein Unternehmen. Sie sind ähnlich auskunftsfreudig wie wir was Zahlen und Erfahrungen angeht.
Wenn Sie wieder ein Startup gründen würden, würden Sie erneut denselben Weg bestreiten?
Mehr oder weniger schon. Zuerst würde ich nach Fördermöglichkeiten Ausschau halten. Diese Geld muss gar nicht oder nur zum Teil zurückgezahlt werden. Sollten Fördergelder nicht vergeben werden, würde ich den Weg des Crowdfunding angehen. Hierbei sollte man jedoch darauf achten, dass man nicht zu viel Anteile herausgibt. Auch bei Business Angels oder VC-Gesellschaften sollte man darauf achten, dass zunächst die Mehrheit des Unternehmens – und damit die Entscheidungsgewalt – bei den Gründern verbleit.
Heißt dies, dass später nicht mehr die Mehrheit der Anteile bei den Gründern verbleiben sollte?
Ja. Aber nur wenn die Beteiligungsgesellschaft wirklich das Startup voranbringt. Dann sind nämlich 10% Anteile von einem Gewinn von einer Million pro Jahr mehr wert als 90% von 50.000 €.
Wir danken Herrn Yildirim noch einmal für das nette Gespräch.