Investitionen in Start-ups verzeichneten trotz Corona-Pandemie Rekorde. Zu den Hintergründen und der Frage welche Rolle unsichere Marktumfelder für Investoren und Start-ups spielen, konnten wir mit Mark Elser, Country Head Germany von iBanFirst, sprechen.
Im Jahr 2021 konnten deutsche Startups ein Rekordvolumen von über 17 Mrd. € von Kapitalgebern einsammeln. Wie erklären Sie sich trotz Pandemielage dieses hohe Volumen?
Die Pandemie hatte alles was wir kennen vor große Herausforderungen gestellt. Dinge des alltäglichen Lebens mussten neu gedacht werden. Gerade im Punkt der Digitalisierung war ein enormer Schub zu bemerken. Auch plattformökonomische Dienstleistungen waren stärker nachgefragt oder wurden dahingehend ausgerichtet. Unternehmen waren grundsätzlich auf der Suche nach Möglichkeiten Prozesse für die Anforderungen zu digitalisieren – auch ganz neue Problemfelder, die durch die Pandemie kamen, mussten gelöst werden. Alles in allem hat die Pandemie zu einem hohen Innovationsdruck geführt, welchen naturgemäß Start-ups aufnehmen. Zudem kamen durch anhaltende niedrige Zinsen enorme Summen an Geld in den Markt, welches auf der Suche nach Rendite war.
Dies war ein wesentlicher Treiber für die Rekordvolumina im Private Equity als auch im Venture Capital Markt.
Stammt das Geld von ausländischen Geldgebern spielt auch das Thema Währungsabsicherung eine große Rolle. Welche Relevanz hat diese Thematik in diesem Kontext?
Das Thema spielt in diesem Kontext an drei Zeitpunkten eine große Rolle, da wir aktuell zum Beispiel auch in Währungen wie dem US-Dollar größere Schwankungen sehen. In der Investitionsphase vergeht oftmals einiges an Zeit zwischen dem Signing und dem Closing der Transaktion, hier kann eine Währungsabsicherung absolut Sinn ergeben. Je nach Haltedauer der Investoren ergeben sich auch in der Wachstumsphase des Unternehmens Währungsschwankungen, die man absichern kann. Bei einem Exit muss der Investor letztendlich das erhaltene Kapital wieder in seine Zielwährung umtauschen, wobei wir auch hier gern unterstützen.
Was würden Sie zum einen Start-ups und zum anderen Investoren bei der Abwicklung von Investitionen und Akquisitionen raten? Welche versteckten Gefahren lauern auch hinter derart sensiblen Prozessen?
Start-ups sollten genau prüfen welcher Investor zu Ihnen passt und welchen Mehrwert dieser neben dem Geld mitbringen kann. Oftmals sind hier die wesentlichen Stellschrauben für ein erfolgreiches Wachstum. Im Endeffekt gilt das gleiche für Investoren. In Zeiten in denen passende Start-ups rar sind sollte Investoren trotzdem in dem Umfeld bleiben in dem sie sich auskennen und auch einen entsprechenden Mehrwert zu dem bereitgestellten Kapital leisten kann.
Welchen Faktor spielt bei Investitionen in Start-ups das Thema Volatilität?
Einen entscheidenden. Wie oben erwähnt können Kursschwankungen schwer vorhergesagt und normalerweise nicht einkalkuliert werden. Gerade wenn es um Rückzahlungen der Investorengelder oder gestaffelte Investitionspakete geht, müssen sich alle Partner gegen Volatilität schützen. Insbesondere in Zeiten wie wir sie aktuell erleben.
Zum Abschluss: Was erwarten Sie mittelfristig im Start-up Marktumfeld? Kann das Wachstum so fortgesetzt werden?
Ich denke, dass diese zum einen sehr branchenabhängig sein wird. Ein abzusehendes “Ende der Pandemie” hat Effekte auf erste Unternehmen die starke Profiteure waren, wie bspw. Netflix. Zum anderen gibt es aber Start-ups in Branchen die sich auch unabhängig der Pandemie entwickeln (bspw. Lithium / EV / Mobility / Data und Cyber Security oder auch der Fintech Bereich) und hier sehe ich weiter ein starkes Marktumfeld. Zum anderen sehen wir nun aber auch wieder steigenden Zinsen; dies kann je nach Geschwindigkeit des Zinsanstiegs auch dazu führen das Gelder wieder aus dem Venture Capital Bereich abfließen werden.