Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung kommt gut an und Ihr Geschäft wächst? Dann wird es Zeit, über die passende Wachstumsfinanzierung nachzudenken, um den Marktanteil weiter zu vergrößern. Die Erweiterung der Produktpalette, der Bau einer neuen Produktionshalle, die Vergrößerung des Fuhrparks oder die Einstellung neuer Mitarbeiter kosten Geld. Das benötigte Kapital kann in der Regel nicht aus den liquiden Mitteln entnommen werden. Daher müssen sich wachsende Unternehmen über die verschiedenen Finanzmittel informieren, die zur Wachstumsfinanzierung zur Verfügung stehen.
Finanzmittel zur Wachstumsfinanzierung
Der Kapitalmarkt bietet sowohl Großbetrieben als auch kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) diese Finanzmittel zur Wachstumsfinanzierung an:
- Förderkredite der KfW
- Kontokorrentkredit und Betriebsmittelkredit der Hausbank
- Staatliche Innovationsfinanzierungen
- Leasing
- Factoring
Bankdarlehen, Leasingverträge und Förderkredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sind an bestimmte Bedingungen geknüpft. Dazu gehören eine mehrjährige Geschäftstätigkeit und der Nachweis stabiler Umsatzzahlen. Daher ist diese Finanzierungsform nicht zur Wachstumsfinanzierung für erfolgreiche Start-ups geeignet. Falls ein Kreditgeber doch ein Darlehen für Gründer anbietet, muss der Kreditnehmer mit einem Risikoaufschlag auf den Zinssatz rechnen oder Sicherheiten für den Kredit beibringen.
Staatliche Investitionsfinanzierungen sind zweckgebunden. Die Gelder sind für Betriebe gedacht, die in neue Technologien oder die Digitalisierung des Unternehmens investieren möchten. Auch der Kauf von Betriebsmitteln und andere Neuanschaffungen sind mit einer staatlichen Investitionsfinanzierung möglich. Dazu müssen sich die Antragsteller an ihre Hausbank wenden, die einen Teil der Haftung für das Darlehen übernimmt. Das bedeutet lange Verhandlungen mit Bank und Steuerberater und die Bereitstellung von zahlreichen Daten und Unterlagen.
Wegen des großen Aufwands entscheiden sich immer mehr KMU für Factoring als Wachstumsfinanzierung. Der Verkauf offener Forderungen an einen Factor ist einfach und unbürokratisch möglich und sorgt für schnelle Liquidität.
Was ist Factoring?
Factoring ist der fortlaufende Verkauf offener Forderungen mit kurzen Zahlungszielen an einen Factoringanbieter. Die Rechnungen werden vor Fälligkeit an den Factor verkauft und von diesem vorfinanziert. Dabei gibt es diesen wichtigen Unterschied:
- Echtes Factoring: Der Factor trägt das Risiko eines Forderungsausfalls.
- Unechtes Factoring: Das Delkredererisiko bleibt beim Kreditor.
In der Praxis findet vor allem echtes Factoring Anwendung. Das gibt einem Unternehmen in der Wachstumsphase die Sicherheit, dass das Geld in jedem Fall zur Verfügung steht. Zahlungsschwierigkeiten des Käufers unterbrechen nicht den Finanzfluss und die Liquidität des Kreditors ist gesichert.
Wenn sich ein Verkäufer für die Dienstleistung Full Service Factoring entscheidet, übernimmt der Factor neben dem Delkredererisiko auch die komplette Debitorenbuchhaltung. Der Factoringanbieter kümmert sich um die Überwachung der Zahlungseingänge und übernimmt das Mahnwesen bei einem Zahlungsverzug. Diese Aufgaben muss der Kreditor nicht erledigen und gewinnt so Zeit, um sich auf die Entwicklung neuer Produkte oder die Neukundengewinnung zu konzentrieren.
So läuft der Forderungsverkauf ab
Factoring beginnt mit einem Vertrag zwischen dem Factoringanbieter und dem Verkäufer. Beim echten Factoring handelt es sich um einen Kaufvertrag gem. § 433 BGB und beim unechten Factoring um einen Darlehensvertrag gem. § 488 BGB. In dem Vertrag werden die Einzelheiten der Vereinbarung festgehalten:
- Laufzeit des Factoringvertrages
- Art der finanzierten Forderungen: Dienstleistung oder Warenlieferung
- Höchstbetrag aller vorfinanzierten Rechnungen
- maximale Länge der Zahlungsziele
- Gebühren und Zinsen für den Forderungsankauf
Nach Abschluss des Vertrages erhält der Kreditor einen Online-Zugang zu der Website des Factoringanbieters. Dort werden die offenen Rechnungen mit Zahlungsziel hochgeladen und an den Factor verschickt. Nach Prüfung der Rechnungen überweist das Factoringunternehmen innerhalb von 24–48 Stunden 80 % der Rechnungssumme. Der restliche Betrag folgt bei Erreichen des Zahlungsziels.
Was kostet Factoring?
Die Factoringkosten setzen sich zusammen aus:
- Factoringgebühr: Die Höhe der Gebühr hängt vom Jahresumsatz und der Factoringart ab.
- Zinsen: Die Zinsen sind abhängig von der Länge der Zahlungsziele und der Bonität von Debitor und Kreditor.
- Prüfgebühr: Die Gebühr fällt für die regelmäßige Bonitätsprüfung der Debitoren an.
In der Regel belastet der Factor die Factoringgebühr und die Zinsen monatlich oder quartalsweise dem Konto des Kreditors. Die Prüfgebühr wird einmal im Jahr in Rechnung gestellt.
Voraussetzungen für Factoring
Damit ein Kreditor offene Forderungen an einen Factor verkaufen kann, muss er die Dienstleistung vollständig erbracht beziehungsweise die in Rechnung gestellte Ware komplett geliefert haben. Der Debitor muss ein gewerblicher Kunde sein. Der Käufer darf die Lieferung oder Leistung nicht bemängeln und keine Nachbesserungen verlangen. Außerdem darf die offene Forderung nicht abgetreten oder an einen Dritten verpfändet sein.
Um einen Vertrag mit einem Factoringanbieter abzuschließen, muss ein Unternehmen einen jährlichen Mindestumsatz nachweisen. Auch die Höhe der einzelnen Rechnungen darf einen Mindestbetrag nicht unterschreiten. Die genauen Zahlen legt jeder Factor individuell fest. Im Gegensatz zu einem Kreditvertrag mit einer Bank muss der Antragsteller keine Sicherheiten stellen. Dafür prüft der Factor die Bonität von Käufer und Verkäufer. Außerdem sind einige Branchen vom Factoring ausgeschlossen oder müssen sich einen Spezialanbieter suchen, der beispielsweise Factoring für die Baubranche anbietet.
Factoring als Wachstumsfinanzierung für KMU
Factoring eignet sich als schnelle und günstige Wachstumsfinanzierung für KMU fast jeder Branche. Auch Start-ups erhalten mit dem Verkauf offener Forderungen frisches Kapital, um das Unternehmen zu erweitern, neue Produkte anzubieten und mehr Mitarbeiter einzustellen.